In einem verlassenen Stahlwerk mitten in der Nacht fand der chinesische Fotograf Alexvi eine innovative Möglichkeit, Mensch und Technologie miteinander zu verschmelzen.
Alexvi ist ein namhafter Mode- und Porträtfotograf aus Peking, der für seine Cover-Aufnahmen für Magazine wie GQ, Esquire und Vogue bekannt geworden ist. 2015 wurde sein Fotobuch „Lonely Planet“ mit der Martin Parr Edition der Photobook Awards ausgezeichnet und sein fortlaufendes Projekt „Peking Apartments“ gewann die Fine Art Photography Awards in London. Zuletzt lud der japanische Designer Ken’ya Hara Alexvi ein, an einem Crossover-Werk für die „China House Vision“ zu arbeiten.
Darüber hinaus ist er bekannt dafür, sich seiner Kunst auf innovative Weise zu nähern – höchstwahrscheinlich ein Ergebnis seines unorthodoxen Einstiegs in das Fotogeschäft. Inspiriert von Größen wie Irving Penn und Richard Avedon ist Alexvi kompletter Autodidakt. Aus seinem Interesse an Fotografie wurde schließlich sein Beruf, als er kurz vor seinem Schulabschluss die Chance erhielt, ein Foto für ein Magazin aufzunehmen. Bereut hat er es nie.
Eine futuristische Vision
Als Profoto Alexvi bat, den B10 auszuprobieren, sah er darin eine Chance zu experimentieren. „Das Gerät ist so kompakt und leicht, und ich wollte einen unkonventionellen Ort finden, um es zu testen.“
Alexvi hatte folgende Idee: Er wollte in seinen Aufnahmen irgendwie die Zukunft der Technologie zeigen. Dabei sollten Science-Fiction-Elemente und eine Zukunftsdystopie eine wichtige Rolle spielen. Und er kannte genau die richtige Location dafür. Das Stahlwerk Shijingshan wurde 1919 dort gegründet, wo sich heute der Stadtbezirk Shijingshan befindet. Das Gelände ist riesig: es umfasst über 10 Millionen Quadratmeter – wodurch es die Größe einer Kleinstadt hat. Es war 2010, als die imposanten Betontürme, Schornsteine und Eisenerzöfen ihren Betrieb einstellten, weil die Shougang Corporation, die in dieser Zeit das Stahlwerk Shijingshan betrieb, die Produktion in ein neues Werk weit entfernt von der Stadt verlagerte. Shijingshan war zur Geisterstadt geworden und ist damit die perfekte dystopische Leinwand, um die kreativen Ideen von Alexvis zum Leben zu erwecken.
Leidenschaft für Innovationen
Alexvi wollte eine Verbindung herstellen zwischen dem dystopischen Industriegebiet und den futuristisch gestylten Modellen, die er fotografierte. Das sollte jedoch komplett in der Kamera passieren – auf die Vorteile von Photoshop wollte er zugunsten der Authentizität verzichten.
Zunächst einmal musste es am Set so gut wie stockdunkel sein. Dass Shijingshan sich im Westen Pekings etwa 30 Kilometer vom Hauptgeschäftsviertel befindet, war dabei von Vorteil, denn so waren die Lichter der Stadt relativ weit entfernt.
Alexvi stellte einen B10 hinter dem Modell auf, um ein Streiflicht zu erzeugen, das es vom Hintergrund abhob. Einen weiteren B10 platzierte er mit der halben Leistung des ersten B10 und einer OCF Softbox 2‘ Octa vor dem Modell rechts von der Kameraposition, um weicheres Licht auf Gesicht und Oberkörper fallen zu lassen.
Schnell weg
Nachdem der Blitz ausgelöst hatte, mussten das Modell und der Beleuchtungsassistent (der den B10 hinter dem Modell bediente) schnell aus dem Bild gehen. Der Blendenverschluss blieb dabei weitere zehn Sekunden nach dem Blitzlicht geöffnet. Die verlängerte Belichtung führt dazu, dass Modell und Hintergrund sich im endgültigen Bild überschneiden. Auf diese Weise entsteht genau der Eindruck der Verschmelzung, den Alexvi so gern erzeugen wollte.
Alexvi wendete diese Methode auch für andere Bilder an. Dabei experimentierte er mit verschiedenen Hintergründen, Modellen und Outfits. Die entstandenen Bilder wirken wie nicht von dieser Welt – eine Mischung aus dystopischer Science-Fiction und Steampunk.
„Ich finde es sehr viel interessanter, mithilfe des Lichts eine Atmosphäre oder ein Gefühl zu schaffen, statt mich zu sehr auf Post-Production-Techniken zu verlassen“, erklärt Alexvi. „Der B10 unterstützt mich dabei. Er ist so klein und leicht, dass ich ihn überall einsetzen kann.“
Am Ende war der Abend am Stadtrand von Peking ein voller Erfolg – mit einem Manko: „Da wir mitten im Sommer fotografierten, wurden wir alle von den Moskitos in der verlassenen Fabrik attackiert. So ein Festessen hatten sie sicher schon eine lange, lange Zeit nicht mehr.“