Alexvi über die Entstehung seines Coverbilds für das GQ Magazin | Profoto (DE)

Alexvi über die Entstehung seines Coverbilds für das GQ Magazin

13 August, 2018

Verfasst von: Alexvi

Alexvi ist ein renommierter chinesischer Fotograf. Wenn Ang Lee in China ist, arbeitet er mit ihm zusammen, und Ozzy Osbourne lässt seinen Alltag von ihm fotografisch festhalten. Außerdem hat er Filmemacher, Schauspieler, Sänger und nahezu alle chinesischen Stars fotografiert.

Der 1984 geborene Alexvi ist Profoto China Ambassador und ein Meister des Balanceakts zwischen Kunst und Kommerz. Seine Inspirationsquelle ist das alltägliche Leben, was seine facettenreiche Arbeit leise, aber tiefgründig macht. In gewisser Hinsicht ist er mehr Künstler als Modefotograf.

Er gründete ASTUDIO und hat Coverbilder für unzählige Mode- und Kunstzeitschriften fotografiert, darunter das chinesische GQ Magazin, Esquire, Bazaar Art, ELLEMEN und Traveller.

Beim Lianzhou Foto Festival 2015 wurde sein Fotobuch „Lonely Planet“ mit der Martin Parr Edition der Photobook Awards ausgezeichnet und im Juni 2016 gewann sein Projekt „Peking Apartments“ die Fine Art Photography Awards in London. Neben seiner Arbeit als Fotograf ist Alexvi auch als Regisseur und Kameramann tätig. 2016 kuratierte er eine Ausstellung bei UCCA, eine der bekanntesten Galerien in China. Die Ausstellung zeigte neun einflussreiche chinesische Künstler.

Das Cover für die Septemberausgabe der GQ China

Im Juni dieses Jahres beauftragte das GQ Magazin Alexvi, das Coverbild für die Septemberausgabe der GQ China zu fotografieren. Diejenigen, die die Dokumentation „The September Issue“ gesehen haben, werden wissen, dass dies die größte und wichtigste Ausgabe des Jahres ist. Das Cover dafür fotografieren zu dürfen, ist für einen Fotografen eine große Ehre und Anerkennung seines Könnens. 

Seit der ersten Ausgabe der GQ China zeigt das Cover der Septemberausgabe traditionsgemäß die zehn einflussreichsten und wichtigsten Personen aus Wirtschaft und Unterhaltung des Jahres. Diese vielbeschäftigten Personen alle zur gleichen Zeit am gleichen Ort zu versammeln, bringt eine gewisse Herausforderung mit sich.  

In den letzten acht Jahren zierten die Cover von GQ China viele großartige Kompositionen und Themen, aber ein Bild wie das klassische Gruppenfoto, das Annie Leibovitz einst für Vanity Fair fotografierte, ist nicht so einfach zu bewerkstelligen.

Das Shooting

Vicson, der Creative Director von GQ China, hatte eine interessante und gewagte Idee: Die zehn Personen auf dem Bild sollten im Kreis stehen und alle auf die Kamera herabschauen. Aufgrund der unterschiedlichen Entfernungen zwischen Motiv und Kamera käme es zu einer Überlagerung zwischen den Modellen.

Sie simulierten die Aufnahme zunächst mit zehn Mitarbeitern als Modelle, um zu sehen, ob die Idee machbar ist und ob es irgendwelche Probleme gibt. Die Lichtgestaltung ahmte natürliches Sonnenlicht von hinten nach, gleichzeitig sollten aber auch die Gesichter ausgeleuchtet sein.

Das Gesamtbild würde zwei Mal gefaltet und dadurch in drei Abschnitte unterteilt werden, wobei keine der Trennlinien auf den Gesichtern verlaufen durfte. Gleichzeitig musste das Bild in seiner Gesamtbreite für den Ausklapper gut komponiert sein.

Damit das Bild echt aussieht – so als wären alle Modelle in einer Aufnahme fotografiert worden –, ermittelte Alexvi die beste Brennweite, um jede Person einzeln in die Komposition zu integrieren und trotzdem die richtige Perspektive zu wahren. Das finale Bild würde einen Maßstab von ca. 1:2 haben. Er zog daher die perspektivische Beziehung aus den Bildbeispielen von Hasselblad Xpan zurate.

Alexvi hätte diese Vogelperspektive auch nachahmen können, indem er die Objektivverzerrung und den Kamerawinkel anpasst, während die Modelle gerade stehen bleiben. Nach kurzem Überlegen entschied er sich jedoch dazu, sich auf den Boden zu legen und die Modelle auf die Kamera herab blicken zu lassen, um einen dramatischeren Effekt zu erzielen. Wenn wir das Coverbild anschauen, sehen wir nur ein großartiges Foto. Aber was die Leute beim Shooting selbst sahen, war ein riesiges „Sandwich“ aus Fotograf und Reflektor.

Das Licht-Setup und das „Sandwich“

Nach etlichen Versuchen entwickelten Alexvi und sein Team diese sehr spezielle Aufnahmetechnik: ein Pro-8a oben, ein 3x3 Meter großer Sun Scrim und eine RFi Softbox 5' Octa für ein weicheres Licht.

Um die Personen auszuleuchten, platzierten sie eine weiße Reflektorplatte auf Alexvi, aus der ein 10 cm großes Quadrat für die Kamera ausgeschnitten war. Wie Sie sehen können, sieht der Gesamtaufbau aus wie ein Sandwich.

Bei dem Projekt wurden 18 Personen an verschiedenen Stellen fotografiert, d. h. das Studio musste beweglich sein. Manchmal war der Raum nicht hoch genug, sodass Alexvi einen weißen Hintergrund mit zwei Blitzen ausleuchtete, der das Licht gleichmäßig reflektierte. Gleichzeitig platzierte er ein LED-Licht auf dem Boden als Fokussierhilfe. 

Über einen Zeitraum von drei Monaten lag Alexvi mehrere Tage auf dem Boden und fotografierte. Anschließend gestand er: „Das unvergesslichste Gefühl war, dass man, wenn man einmal im Liegen fotografiert hat, gar nicht mehr aufstehen will.“

Alexvis Tipps für bessere Fotos

Wenn Sie ein komplexes Projekt planen, machen Sie eine Reihe von Probeaufnahmen, bevor es an das eigentliche Shooting geht. Menschen, die wenig Zeit haben, möchten dem Fotografen nicht als Übungsobjekt dienen. Bereiten Sie sich also gut vor.

Lassen Sie sich nicht von dem aufhalten, was Sie gesehen oder erlebt haben. Holen Sie sich Inspiration aus allen Lebensbereichen und kreieren Sie etwas Neues; etwas, das bislang nur in Ihrer Fantasie existierte. Ein Licht-Setup in Form eines riesigen Sandwiches ist nicht die übliche Art, ein Porträt zu fotografieren, aber wenn wir uns das Ergebnis anschauen, ist es absolut sinnvoll. Schränken Sie sich in Ihrer Aufnahmetechnik nicht durch den Blick auf andere ein. Schauen Sie sich an, was die anderen machen, und gehen Sie einen Schritt weiter. Seien Sie mutig und innovativ.

Und denken Sie daran: Große Softboxes und Softlight-Zubehör wirken wir ein bewölkter Himmel. Wenn Sie nicht viel über Lichtgestaltung wissen, stellen Sie sich vor, wie das Sonnenlicht die Wolken durchdringt, und versuchen Sie, dies nachzuahmen.

 

Verfasst von: Alexvi

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